Wülfel war einst ein armes Dorf

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Das Dorf Wülfel wurde im Jahr 1234 erstmals urkundlich genannt. Damals ist von einem Johannes de Wulflede die Rede (1). Der Ort tritt damit rund 300 Jahre später in das Licht der Geschichte als Döhren. 1320 schrieb man Wülfel dann wlfelde, 1325 wieder Wulfelde. (2).
Der Name soll Wolfsfeld bedeuten. Der Wolf, der heute in Deutschland ausgerottet ist, streifte damals noch in Rudeln durch das riesige Gebiet des Nordwaldes. Allerdings könnte die Ortsbezeichnung auch auf eine Gerichtsstätte mit Galgen hindeuten. Denn dessen Haken nannte sich ebenfalls Wolf.

Die Ackerwirtschaft war wegen der Wälder und Ödflächen ringsum nicht allzu umfangreich. Erst allmählich weiteten sich die Felder aus.. Die schlechten landwirtschaftlichen Bedingungen sorgten dafür, daß die alten Wülfeler sich nie großen Wohlstandes erfreuen konnten. Noch 1795 wird Wülfel als armes Dorf geschildert. Auch die Einwohnerzahl hatte eine deutliche Sprache: In einem Register von 1535 sind 10 Meier und 16 Kötner verzeichnet, 1678 lebten nur 108 Menschen im Ort. 1750 zählte man erst 35 Häuser.

Nach der Verkoppelung in den Jahren 1839 bis 1842 stieg der Wohlstand und damit auch die Einwohnerzahl. Aber erst die beginnende Industriealisierung verursachten einen großen Bevölkerungszuwachs. 1853 bekam Wülfel eine Eisenbahnstrecke, 1863 wurde das Eisenwerk Wülfel gegründet, 1874 die Garvenswerke. So konnten im Jahr 1906 dann schon 4613 Einwohner gezählt werden.

Gelitten hat darunter aber das Dorf Wülfel, das sich vor allem an der Stiegelmeyer-, Dorf-, Pieper- und Hildesheimer Straße erstreckte. Die städtische Bebauung verdrängte die alten Höfe. Allerdings wurde in beschränktem Umfange noch bis in die dreißiger Jahre hinein Landwirtschaft betrieben. Heute erinnert nur ein Gebäude des ehemaligen Hofes Küken in der Piperstraße an die bäuerliche Vergangenheit des Ortes.

Anmerkungen:
1) Zimmermann, Zwischen Eilenriede und Kronsberg,1987, S. 32
2) Wolff, Kunstdenkmäler der Provinz Hannover, Landkreise Hannover und Linden, 1899.

Jens Schade

Die alte Kapelle diente zuletzt als Spritzenhaus

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Die ehemalige Kapelle zu Wülfel gehörte zum Kirchspiel in Döhren und wurde von hier auch geistlich versorgt. Erst nach 1900 erhielt Wülfel eine eigene Pfarrstelle. Der Überlieferung nach wurde um 1450 die Kapelle von der Einwohnerschaft auf dem Friedhof des Dorfes auf eigene Kosten errichtet. Doch scheint sie zumindest in Teilen älter gewesen zu sein.

Eine alte Beschreibung (Wolff, Die Kunstdenkmale der Provinz Hannover, Band Landkreis Hannover, 1899) berichtet über das Bauwerk: Die Kapelle bildete ein Rechteck von 10,8 x 7,5 Metern, war aus Bruchsteinen mit Eckquadern erbaut und mit einem Satteldach aus Pfannen gedeckt. Die Westseite war abgewalmt, während die Ostseite mit einen dachpfannenbehängten Fachwerkgiebel schloß. Am westlichen Ende des Daches erhob sich oberhalb eines kurzen Walmes ein vierseitiger, mit Pfannen behängter Dachreiter, seine Wetterfahne zeigte angeblich einen Wolf. Weiter heißt es in der Beschreibung: In der Ostwand der Kapelle war ein zugemauerter, aus Backsteinen hergestellter gotischer (spitzbogiger) Triumpfbogen mit zierlichen Profilen. Die Reste eines achteckig geschlossenen Chores fügten sich ostwärts an. An der Nordseite ließen Backsteinrippen erkennen, daß der Chor überwölbt war. Das Schiff selbst überspannte eine Balkendecke. In der Nordwestecke fand sich ein 45 cm breites Spitzbogenfenster, dessen Leibung nach außen mit Schräge und Hohlkehle profiliert war. In der Südwand lag ein gleichbreites romanisches rundbogiges Fenster mit tiefen schrägen nach innen und außen, außerdem eine zuletzt vermauerte spitzbogige Tür mit abgefaßten Leibungskannten.

Im Dachreiter befand sich eine 60 cm durchmessende Glocke, die laut Inschrift 1818 (eine andere Beschreibung nennt das Jahr 1717) von I.C. Weidemann in Hannover gegossen wurde. Zusammen mit dem schmucklosen Taufbecken von 1678 brachte man sie ins damalige Vaterländische Museum.

Um die Jahrhundertwende wurde die Kapelle dann zweckentfremdet. Sie diente der Freiwilligen Feuerwehr Wülfel als Spritzenhaus. Im Verlauf des ersten Weltkrieges sollte in Wülfel eine Munitionsfabrik gebaut werden. Dafür mußte die Kapelle geopfert werden. Das historische Bauwerk fiel unter der Spitzhacke.

Das kleine Gotteshaus lag nahe der Masch an der damaligen Wilkenburger Straße. Aus einer Notiz des Jahres 1550 geht hervor, daß eine Familie namens Ernst ein Gartengrundstück für das Kirchlein zur Verfügung gestellt hatte.

Jens Schade